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  • AutorenbildKATJA

Hach, Frühling!


1. Wisst ihr, was ich am Leben so liebe?

Dass es mich immer wieder überrascht. Ich meine, das ist ja nicht selbstverständlich, wenn man schon eine Weile bergauf und bergab geschlendert ist. Oder geht mir das nur so, bin ich die Einzige, die gestern noch gejammert hat und heute lacht? Vor ein paar Tagen wachte ich auf, der Starnberger See leuchtete, und niemand konnte genau sagen, wo die Finsternis hin ist und das Licht herkommt. Aber auf einmal war sie wieder da, diese Leichtigkeit, die ich monatelang so vermisst hatte. Kleine Läden stellten ihre Ware vor die Tür, Pärchen trugen Erdbeereis über die Starnberger Seepromenade, es roch nach Frühling, besseren Zeiten, und um 13.53 Uhr erhielt ich eine Email vom The Starnbergesee Hideaway auf meinem Geschäftsaccount, die in etwa so ging: „Zeit für einen Espresso?“

Was für eine Frage! Endlich kümmerte sich jemand um mein inneres Kind, fragte, wie es ihm geht, was ihm fehlt, kochte ihm ein heißes Getränk und lud es auf ein kleines geschäftliches Schwätzchen mit, nun ja, Corona-Test an die Hotelbar ein. Bevor ich es mir anders überlegen konnte (ich muss noch das Bad schrubben/zur Beichte/Vokabeln abfragen/Sellerie mixen), sprang ich in meinen Yeti und fuhr mit offenen Fenstern und wehendem Haar nach Seeshaupt. Unterwegs durchdrang mich zum ersten Mal seit langer Zeit dieses wage Gefühl: Das ist es! Freiheit! Sich nicht fragen, was erlaubt ist und was nicht. Ob Am-See-Rumhängen böse ist und die grauen Wolken vielleicht für immer bleiben. Für einen Moment war es so, als würde nach einem langen, kalten Winter endlich wieder die Sonne aufgehen.


2. Und ja, ich möchte, dass ihr mich beneidet!

Weil ich reindurfte. Weil ich am Bootssteg und, total verrückt, auf den roten Barhockern sitzen, Emma Peters in Dauerschleife hören und mich vom Hoteldirektor bedienen lassen durfte. Und weil ich eine leise Ahnung davon bekam, wie es sein wird, wenn das alles hier überstanden ist. Wenn diese schwere Zeit vorbei ist. Es werden leichtere kommen. Ich weiß das. Denn alles um mich herum roch nach Aufbruch, wie eine Stoßlüftung kurz vor der Feriensaison: Neue E-Bikes wurden bestellt, der Deal mit Echte Feinkost aus Seeshaupt klar gemacht, Jobangebote auf den Social Media Kanälen gestreut, und auf Zimmer 2 klebte Davide gerade eine frische Rosentapete an die Wand. Und ich, ganz die Bloggerin, drehte natürlich sofort ein paar hysterische Handyvideos und prüfte auch gleich die Influencer-Spiegel auf den Suiten. Einer muss sich ja um den weltweiten Dialog kümmern.


3. Hoffentlich feuert man mich nicht,

weil ich hier mal wieder mein ganzes Insiderwissen raushaue. Aber ich habe noch eine Breaking News für euch, die ich nicht für mich behalten kann: Das Restaurant „Lido“ - Ihr wisst schon, wo wir früher oft saßen, unter alten Bäumen, Tränen lachten und alle Sorgen mit einem großen Schluck Rosé runterschluckten - das "Lido" wird schon bald wieder als „Lido“ im Hotelpark eröffnen. Mit Feinkost-Shop, Bootsanleger, Beachbar, Selfservice, kleinen Snacks und urgesunden Bowls und, ich traue es mich noch gar nicht laut zu sagen, einem Festsaal für die Zeit, wenn wir endlich wieder auf den Tischen tanzen, uns abknutschen und überall anfassen dürfen. So oder so: Am-See-Rumhängen wird der heißeste Trend der Saison, tippe ich.


4. Klingt das nicht nach Hoffnung, my friends?

Ich scharre jedenfalls mit den Hufen und habe auch schon eine To-do-Liste erstellt mit all den Dingen, die bis dahin zu erledigen sind. Ganz oben steht: Körper und Köpfchen entrümpeln. Nicht, dass plötzlich Sommer ist und wir immer noch knietief im Winterblues stecken. Körper und Geist von allem Müll zu befreien, halte ich für eine ganz feine Sache, auch wenn ich noch ein bisschen an meiner Disziplin arbeiten muss. Denn ich bin eigentlich kein Fan von Diäten und Detox. Ich sorge nämlich ganzjährig gut für meinen Körper. Wenn er Hunger hat, gebe ich ihm zu Essen. Wenn er Durst hat, zu Trinken. Erst recht in diesen Zeiten, in denen wir doch schon genug Verzicht üben: Dating-Detox, Shopping-Detox, Ausgeh-Detox. Jetzt auch noch Fasten? Sorry, aber da möchte ich aussteigen.

Obwohl: Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich auf dem Wochenmarkt statt meines geliebten Espressos mit sehr viel Zucker einen Papaya-Limone-Orangen-Saft bestelle, der so orange leuchtet wie ein Sonnenuntergang auf Capri. Und wenn ich ganz rebellisch sein will, mixe ich den ganzen Tag singend green Smoothies, stopfe Mangold, Spinat, Sellerie und Petersilie in einen Mixer. Und während der Rest der Familie seinen Cafe Latte anrührt, speichele ich demonstrativ grünen Schleim ein und fühle mich wahnsinnig gut dabei. Und eine Spur überlegen. Denn das kostbare Chlorophyll ist das, was die Zellen so lieben, was jung, schön und knackgesund macht. Manchmal allerdings, wenn ich am Spiegel im Flur vorbeilaufe, habe ich das Gefühl, mein Teint bekommt langsam einen Grünstich. Aber die meiste Zeit über strahle ich. Man nennt das den „Inside Glow“.


5. Apropos inneres Leuchten...

Ich habe einen Massagetermin im The Starnbergsee Hideaway gebucht. Supersatz, oder? Es kommt noch besser: Es handelt sich um eine ayurvedische Massage mit heiligen Händen. Der genaue Tag steht noch nicht ganz fest, weil ich mich strikt an die Vorschriften halte, als würde ich nach der Pandemie einen Preis dafür bekommen.

Aber ich habe schon mal meine Beziehungen spielen lassen. Denn seit ich das erste Mal von Masseur Thomas Meder hörte, konnte ich nicht mehr ruhig schlafen. Der Theologe ließ sich bei Ayurveda-Guru Andreas Schwarz ausbilden und macht, dass der Kopf wieder frei wird und jede Körperzelle leuchtet. Naja, bei Ayurveda geht es ja immer irgendwie um Strahlkraft. Und davon können wir schließlich nie genug bekommen.


6. Ich tue ja immer so, als würde ich mich echt auskennen am See.

Das stimmt nicht so ganz. In Wahrheit reicht mein Influencer-Wissen gerade mal bis zur nächsten Strandbar. Wo man hingegen mit Hunden am schönsten wandern kann, gehört leider nicht zu meinem Repertoire. Was mich neulich in Bedrängnis brachte, denn dummerweise besitzen die Kölner Chefs des The Starnbergsee Hideaways zwei Hunde und fragten mich, wo man sich mit Vierbeinern denn so am besten rumtreiben könnte. Mich! Die selbsternannte Expertin auf den Gebieten Isabel Marant/Espresso to go/Astrologie/vegane Spülmittel. Aber Hunde? Sofort bildete ich mich als Influencerin weiter, telefonierte mit den Bürgermeistern, googelte hektisch im Internet herum und stieß auch gleich auf die lustige Website www.gassi-guide.de (kein Scherz). Ich lernte, dass im Sommer fast überall am See Badeverbot für Hunde herrscht, viele Wege und Liegewiesen sogar gesperrt sind oder allenfalls mit Leine betreten werden dürfen. Jetzt stecke ich in der Klemme: Wie soll ich das den Rheinländern beibringen?

Meine Freundin Andrea beruhigte mich und nahm mich an einem sonnigen Sonntagmorgen im März mit an den Percha Beach, nur wir zwei, allein mit dem See und 753 Hunden. Das nächste Mal nahmen wir uns die Ilkahöhe in Tutzing vor, mit spektakulärem Blick über den Starnberger See. Wir wanderten bis zur Waldschmidtschlucht, über Stock und Stein, entlang eines Bächleins, und am Ende hatten wir Beine wie Pudding. Jetzt arbeiten wir Sonntag für Sonntag Routen ab, mal von Pöcking nach Possenhofen, immer hübsch am See entlang, mal von Seeshaupt bis zu den Osterseen, mal von Seeseiten über Waldwege bis Bernried, oder vorbei an der Votivkapelle in Berg. Gassigehen ist seither meine neue Trendsportart. Denn als ich da so lief, wurde mir eine Sache klar: Dass es uns verdammt nochmal gut geht, wir genug Käsestullen in der Brotbox haben, Luft zum Atmen, einen Himmel über dem Kopf, ein bumperndes Herz in der Brust und einen langen, heißen Sommer, der noch vor uns liegt...

Sending love and light and inner sunshine.


 

Unsere Autorin Katja Schneider lebt am Starnberger See und schreibt auf ihrem Blog www.katjas-notizen.de über Plätze, die zum Ausflippen schön sind, und das Leben, das sie selbst nicht so ganz versteht. Für uns macht sie sich Gedanken, wie unsere Tage und Nächte (noch!) süßer werden. Also theoretisch jedenfalls.


 




 
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